In Dunkel und Licht

Nur noch wenige Tage bis Ostern.

Sonne und Wärme locken uns ins Freie und wir sehen: Überall um uns herum bricht das Grün hervor und erzählt vom Leben. Wie gut das tut. Aufatmen in schwierigen Zeiten.
Dann aber erreichen sie uns doch, die Nachrichten vom Krieg. Die Sonne kann sie nicht vertreiben. Wir erschrecken über Leid und Schuld, über Gewalt und Tod. 
In diesem Jahr gehört beides dazu: die Freude über das Leben, das uns geschenkt wird und das Erschrecken über das, was Menschen, Menschen antun.

Und so höre ich in diesem Jahr die alten Erzählungen von Jesu Leiden anders. Aktuelle Bilder mischen sich mit der alten Geschichte. Ich sehe die Toten aus den Kriegsgebieten und sehe Jesus unter ihnen, geschunden und tot.
Grausam und sinnlos.
Und Gott? Ich ahne, Gott ist dabei. Im Leiden, im Sterben, im Tod. 

Da sind die Bilder des Krieges. Und da ist das neue Grün um mich herum. Ich begreife: Auch wenn es nicht zu passen scheint: In diesem Jahr gehört beides dazu, das Erschrecken über das, was Menschen, Menschen antun und die Freude über das Leben, das uns geschenkt wird.

Auch die Erzählungen von Jesu Auferstehung höre ich deshalb in diesem Jahr anders. Ein aktuelles Bild mischt sich mit der alten Geschichte. Da ist dieses Foto, das eine Frau zeigt vor einem beschädigten Wohnhaus in Mariupol, neben ihr ein Kind. Die Frau kniet vor einem mit Erde gefüllten Autoreifen. Sie pflanzt ein paar blühende Tulpen mitsamt Zwiebel und Wurzeln. Leben mitten Krieg.
Und Gott? Ich ahne, Gott ist dabei. Im Leben.

Nur noch wenige Tage bis Ostern. 
Erschrecken und Freude – beides gehört in diesem Jahr zusammen. 
Und ich ahne, ich hoffe, ich bete: Gott ist dabei. Bei uns hier und in der Ukraine. 
In Dunkel und Licht.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Pfarrerin Sophia Döllscher